1919-1926

Ein braver Mann muß gehn und betteln, Der Findling, 1922, Holzschnitt

Seit 1920 arbeitet Barlach an dem Schauspiel "Der Findling", das er nach der Vollendung im August 1921 im Freundeskreis vorträgt. Die Buchausgabe erscheint 1922 in Paul Cassirers Verlag mit 20 Holzschnitten des Künstlers. Wiederum verarbeitet Barlach in dem Stück die Nachkriegsnot und die politischen Aufstände in der Weimarer Republik. Die Handlung spielt in einer düsteren Elendszeit. Es herrscht allgemeine Flucht vor der Herrschaft des Roten Kaisers. Ein Elternpaar setzt ihr grindiges Kind als Findling aus. Keiner der vielen Vorüberziehenden nimmt sich des Säuglings an, er wird sogar wegen seiner Hässlichkeit verspottet. Als der Rote Kaiser erscheint, erschlägt ihn der Steinklopfer, kocht ihn in einem Topf und bietet ihn zum Verzehr an. Nur Elise, die Tochter des Wucherers, und Thomas, der Sohn des Puppenspielers, essen nicht von dem Menschenfleisch. Elise schämt sich wegen der Menschen und nimmt zusammen mit Thomas den Findling an Kindes statt an, der sich nunmehr in den leuchtenden und makellosen Heiland der Welt verwandelt.