Der Rächer
Werkmodell entstanden 1914, Stucco
(Laur II 349)

 

„Ich war an meinem stürmenden Berserker und er fängt an mir wichtig zu werden. Sollte es möglich sein, daß ein Weltkrieg geführt wird und man ihn über einem zentnerschweren Tongebild vergißt? Der Berserker ist mir der christallisirte Krieg, der Sturm über Alles Hindernis, so daß mans glaubt. Ich hatte ihn schon einmal angefangen, aber verworfen, weil mir das Linienganze aus einander zu springen schien, jetzt ist mir das Unerträgliche notwendig.“

Ernst Barlach – „Güstrower Tagebuch“, 5. September 1914

„Symbolisierte die Gestalt des vorwärts stürmenden Schwertkämpfers für den Künstler zu Beginn des Krieges das Hochgefühl des gemeinsamen Einstehens für die gewaltsame Durchsetzung der Rechte der eigenen Nation, so wurde sie im Jahr 1922 zum Sinnbild des Fortwirkens der destruktiven Kräfte in einer als Frieden bezeichneten Zeit, in der der Verkehr der Nationen sowohl auf der Seite der Sieger als auch auf der Seite der Verlierer weiterhin von Forderungen nach Rache und Vergeltung geprägt war.“ 

Der Bildhauer Ernst Barlach. Skulpturen und Plastiken im Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, S. 117

„Barlach arbeitete an der Figur seit Beginn des 1. Weltkrieges, führte sie aber erst später in Holz aus. Er nannte sie in seinen Aufzeichnungen zunächst 'Berserker'. Im Katalog des Kunstsalons Paul Cassirer, 1926, wird dann der Titel „Der Rächer“ verwendet.“

Ernst Barlach. Das plastische Werk – Werkverzeichnis II

 

Maße

Höhe: 44,0 cm     Breite: 58,3 cm     Tiefe: 22,0 cm

 

weitere Ausführungen

Nach dem 1914 entstandenen Werkmodell in Gips, wurden 30 Bronzegüsse hergestellt. Barlach schuf 1922 eine größere Ausführung in Lindenholz.
Bernhard A. Böhmer nahm 1939 für Archivzwecke einen Stucco-Abugss von der Ausführung in Holz ab.