Verhüllte Bettlerin
Werkmodel entstanden 1919, Stucco
(Laur II 279)

„Die leise Welt, die abseits im Schatten steht, leidet. Verhungert, verlöscht, ohne dass die Welt und ihre Zeitungen davon widerhallen, macht mir mit ihrem Schweigen die Ohren gellen. Ich fühle voll Unbehagen ein falsches und unanständiges Verhalten zu den Dingen, und doch ist das bisschen Kunst das einzige, was mich von dem Druck und dem Zweifel erlöst – also, dass ein grundloses Vertrauen wiederkehrt.2

Ernst Barlach an Reinhard Piper, Mai 1919

 

„Waren es 1907 die Erlebnisse der Russlandreise, die Barlach zu den Bettlergestalten anregten, sind es nun der  Krieg und seine Folgen. Ähnlich wie schon bei der Russischen Bettlerin von 1907 weist Barlach dem Gewand eine dominierende Gestaltungsfunktion zu: Kopf und Oberkörper der  knienden Frau sind weitgehend von einem Tuch verhüllt, so dass sich im oberen Teil der  Plastik eine fast abstrakte pyramidale Form ergibt. Auch der reiche Faltenwurf des Untergewandes lässt die Körperhaltung lediglich erahnen, nur die ausdrucksvoll vorgestreckten Arme machen den Menschen kenntlich.“

Der Bildhauer Ernst Barlach. Skulpturen und Plastiken im Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg 2007, S. 130

 

Maße

Höhe: 38,0 cm     Breite: 29,5 cm     Tiefe: 35,0 cm

 

weitere Ausführung

Holz, (1919, Laur II 281)
Bronze, (nach 1938, Laur II 280)