Hans Wewerka, Frau mit Kiepe, salzglasiertes Steinzeug, grau-blau, Sammlung Gunhild Wolf, Foto: Daniel Büche

Begegnungen. Wewerka und Barlach
27.08.23 – 14.01.24

Figurative Darstellungen, die sich dank ihrer motivischen Bandbreite auf verschiedene soziale Milieus sowie menschliche Grundemotionen beziehen, bilden das Hauptsujet sowohl des berühmten Bildhauers Ernst Barlach (1870–1938) als auch seines zeitweiligen Schülers Hans Wewerka (1888–1915). Der im heutigen Tschechien geborene Wewerka besuchte 1905 die Keramische Fachschule in Höhr während Barlach dort als Lehrer tätig war. Dessen Unterricht und Arbeiten inspirierten Wewerka in seinem künstlerischen Schaffen nachhaltig, so dass Barlach, neben dem Niederländer Joseph Mendes da Costa (1863–1939) und dem Deutschen Rudolf Bosselt (1871–1938), zu einem wichtigen stilistischen Vorbild für seinen jungen Schüler wurde. In den Jahren von 1905 bis 1914 entstanden fünfzig kleinformatige Steinzeugplastiken aus der Hand Wewerkas, die in individuellen Darstellungen von seinen Beobachtungen des Alltags sowie des öffentlichen Lebens erzählen. Der Erste Weltkrieg beendete die vielversprechende Karriere des jungen Keramikers. Wewerka verstarb mit 27 Jahren in einem Feldlazarett in Frankreich.  
Die Ausstellung stellt erstmalig die überlieferten Arbeiten Wewerkas der Öffentlichkeit vor und lässt anhand ausgewählter Werke Barlachs, Bosselts und da Costas deren Vorbildfunktion für den angehenden Bildhauer eindrücklich nachvollziehen. Ergänzend wird Barlachs Situation vor und nach seiner kurzen Lehrtätigkeit in Höhr beleuchtet und so sein Wirken um 1904/05 in seinem Œuvre verortet.

Eine erweiterte Ausstellungsübernahme von dem Forum Gestaltung in Magdeburg und dem Keramikmuseum Westerwald

Kuratorin: Franziska Hell, M.A.

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Ernst Barlach, Lesender Klosterschüler, 1930, Holz, 114,8 x 70,8 x 52,0 cm, Ernst Barlach Stiftung Güstrow, Fotograf: Andreas Weiss

Die Kunst des Wortes
21.01. bis 21.04.2024


Der Akt des Lesens, die Macht des geschriebenen Wortes sowie die sich während der Lektüre einstellende individuelle Imagination eines Textes faszinieren die bildenden Künste seit Jahrhunderten. Auch Ernst Barlach (1870–1938) widmete sich dem Thema Lesen in seinem Werk. Es entstanden neben plastischen Werken mit entsprechender Motivik, umfangreiche Grafikzyklen, die seine eigenen Dramen und Reiseberichte, aber auch Werke von u.a. Friedrich Schiller (1759–1805), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und Heinrich Kleist (1777–1811) illustrieren. Barlachs Begeisterung für Literatur schlug sich zudem in einer eigenen schriftstellerischen Tätigkeit nieder. So verfasste der Künstler neben acht Dramen, zahlreiche Gedichte und Kurztexte, in denen er das zwischenmenschliche Miteinander in all seinen Facetten thematisierte.
Die Ausstellung lädt ein, sich dem schriftstellerischem Werk Barlachs über seine bildnerische Kunst anzunähern. Die Präsentation motivischer Wechselbeziehungen verweist zudem auf das Ineinandergreifen der verschiedenen Metiers, die der Vielfachbegabte bediente. So lassen sich im Œuvre Barlachs Motive finden, die der Künstler entweder in seiner Literatur oder in seinem bildnerischen Werk erstmalig definierte und diese dann für das jeweilige andere Medium erneut verwendete. Das Aufzeigen dieser Motivrelationen lässt einmal mehr die Komplexität und Vielschichtigkeit des Werkes Barlachs nahbar werden.

Kuratorin: Franziska Hell, M.A.
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