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"Ähnlich wie in dem Schauspiel "Der tote Tag", verarbeitete Barlach in dem 1911 begonnenen und 1917 abgeschlossenen Drama "Der arme Vetter" persönliche Erfahrungen. Hierfür griff er auf Erinnerungen der Jahre 1901 bis 1904 zurück, als er wieder in seiner Geburtsstadt Wedel lebte. Als Handlungsort wählte er die weite Elblandschaft seiner Heimat. Hans Iver, der "arme Vetter eines hohen Herrn", fühlt, dass er zwischen Gott und den Menschen steht. Diesen inneren Widerspruch kann er nicht auflösen und versucht deshalb, sich an einem Ostertag an der Elbe das Leben zu nehmen. Passanten finden den Verwundeten und tragen ihn in ein Gasthaus, wo er derben Späßen ausgesetzt ist. Mit der Schankstube und den Gästen ist die Welt versinnbildlicht, der er eigentlich entfliehen möchte. Durch die Begegnung mit Iver erkennt Fräulein Isenbarn immer deutlicher, daß ihr Verlobter Siebenmark ein selbstsüchtiger Kleinbürger ist, mit dem sie nichts gemein hat, und beginnt, sich von ihm zu lösen. Am nächtlichen Strand kommt es zur entscheidenden Auseinandersetzung zwischen Siebenmark und dem schwerverletzten Iver, in der dieser den Tod findet. An Ivers aufgebahrter Leiche bekennt sich Fräulein Isenbarn zu ihm. In seinem Tod vollendet sich auch ihre Wandlung. Sie verläßt Siebenmark und dient fortan einem "hohen Herrn" als Magd und Nonne."
F. Carlo Schmid, "Also auch Herzenssache".
Ernst Barlach als Druckgraphiker, Brüssel, Güstrow, 1999