Paul Cassirer, 20er Jahre

1907-1908

Erste Teilnahme an einer Ausstellung der Berliner Secession mit den Plastiken "Blinder Bettler" und "Russische Bettlerin mit Schale". Barlach sieht die künstlerischen Auswirkungen der Russlandreise (heutige Ukraine) positiv bestätigt. Er beginnt, die in Russland gefüllten Skizzenbücher in Plastiken und Prosaskizzen zu verarbeiten. Sechs zeitkritische Karikaturen erscheinen in der Zeitschrift "Simplicissimus". Durch den Berliner Kunsthändler Paul Cassirer wird Barlachs Lebensunterhalt abgesichert. Cassirer übernimmt in der Folge alle Arbeiten Barlachs gegen ein festes Jahresgehalt.
Barlach wird Mitglied der Berliner Secession. Auf der 16. Ausstellung im Winter 1908 ist er mit 7 Plastiken und 20 Zeichnungen vertreten.

"Es gab ein Aufatmen in meinem Gemüt und einen hübschen kleinen Tumult in meinem Kopfe, als ich mit zwei solchen Püppchen, wie die feiste Bettlerin und der betend lamentierende Bettler waren, den Beifall eines halben Duzend Männer fand, deren Urteil ich nur zu gerne als unzweifelhaft verläßlich ansah. Der über alle Maßen selbstlose Gaul zeigte fast mehr Freude über diesen Anfang als ich selbst haben konnte. ... Cassirer kam mit mir ins nächste Zimmer und forderte mich auf, ihm Arbeiten zu senden. ... es verging ein halbes Jahr, wo mich denn Cassirer zu einem Besuch aufforderte und mir ein Abkommen vorlegte, nach dem ich meine zukünftigen Arbeiten ihm übergeben sollte."

Ernst Barlach, Ein selbsterzähltes Leben (1928)